
Die Karfreitagsnacht
Testtafel für die Kapelle des Heiligen Grabes in der St. Niklauskathedrale Fribourg, 1976
Alfred Manessier (1911–1993); Atelier Michel Eltschinger, Villars-sur-Glâne
Bleiruten, in der Masse gefärbtes Glas, 89 x 53.5 cm
Vitromusée Romont, Leihgabe des Musée d’art et d’histoire de Fribourg, VMR 261
Als Manessier mit der Gestaltung seiner ersten beiden Glasfenster für die Kathedrale von Fribourg beauftragt wurde, war er bereits ein in ganz Europa bekannter Maler und Schöpfer von Glasmalerei. Der Gestaltung der Kapelle des Heiligen Grabes berührte ihn besonders, denn sie ermöglichte ihm im Medium der Glasmalerei eine erste Auseinandersetzung mit dem Kern des christlichen Mysteriums: die dunkle Nacht vor Ostern, der Moment, in dem Christus tot und noch nicht wieder auferstanden ist, in dem die Verzweiflung mit Blut getränkt ist. Paradoxerweise zeichnet sich gerade das Glasfenster aufgrund seiner materiellen Eigenschaften dadurch aus, dass es Licht dorthin bringt, wo vorher keines mehr war. Diese Testtafel, die vom Glasermeister Michel Eltschinger aus Fribourg angefertigt wurde, entspricht der unteren rechten Tafel des Glasfensters in der Kathedrale. Es diente als Diskussionsgrundlage zwischen dem Künstler und dem Glasermeister, die bei zukünftigen Projekten erneut zusammenarbeiten würden. Nach einem kurzen ersten Treffen im Jahr 1975 soll der französische Maler gesagt haben: «Ich bin zufrieden. Ich habe meinen Glasmacher in der Schweiz gefunden». Die Tafel wurde wahrscheinlich von Manessier bei der Einweihung der Kapelle ein Jahr später signiert und datiert.