Vitromusée Romont
Allegorie des Frühlings

Allegorie des Frühlings

Anna Maria Barbara Abesch (Sursee 1706–1773 Sursee)
1727
Hinterglasbemalung mit Negativeffekt. Die Farben sind in mehreren Schichten sehr dünn aufgetragen.
Glastafel: H 9.2 cm, B 10.2 cm
Vitrocentre Romont, Sammlung R. und F. Ryser, RY 605

Eine sitzende, vornehmende junge Dame hält in ihrer linken Hand eine Blume. Sie hat sie aus einem Korb voller Blumen genommen, den ihr ein junger Hirte reicht. Auf ihrem Schoss liegen Blüten aller Art. Andere schmücken ihre Frisur. Im Hintergrund erkennt man einen Hirten, der inmitten seiner Schafherde Flöte spielt.

Jahreszeitendarstellungen sind in der Hinterglasmalerei des 18. Jahrhunderts überaus beliebt. Sie können entweder als allegorische Personifikationen auftreten oder als saisonal geprägte, typisierte Landschaften gestaltet sein, in denen Menschen eindeutige zeitgebundene landwirtschaftliche Tätigkeiten verrichten. Das kleine Hinterglasgemälde gehört zu einer Folge der hier ausgestellten vier Jahreszeiten. Als Vorlage dienten wohl Radierungen des Carel Allard (1648–1709), nachgewiesen für das Hinterglasbild «Der Winter». Die vier Darstellungen sind in ein «steinernes Tondo» gemalt, dessen Rahmen in den Bildecken noch knapp angedeutet wird. Dieses Motiv ist bei Anna Maria Barbara Abesch oft bei rechteckigen Bildern anzutreffen. Die Künstlerin malte diesen Jahreszeitenzyklus im Alter von 21 Jahren. Er gehört zu ihren ersten signierten und datierten Werken. Sie bezeugen ein sehr frühes virtuoses, technisches Können mit einem überaus feinen Pinselstrich. Ihr Schaffen markiert im 18. Jahrhundert den Beginn der Professionalisierung der Künstlerinnen im Bereich der Hinterglasmalerei.

© Foto: Vitrocentre Romont / Yves Eigenmann