Vitromusée Romont
Der Traum

Der Traum

Sylvia Oeggerli (St. Gallen 1939)
2020
Hinterglasbemalung mit Acrylfarben
Mit Rahmen: H 60 cm, B 48 cm
Vitromusée Romont, PSV 2256

Das hier ausgestellte Hinterglasbild stellt die zackigen, steilen, in tiefes Licht getauchten Bergwände des Bergells dar. Silvia Oeggerli liess sich von den Bergen des Oberengadins und ihren abgelegenen Tälern inspirieren, die im tiefsten Winter von der Sonne fast nicht erreicht werden können. Die Farben wurde nicht Schicht für Schicht mit der traditionellen Technik der Hinterglasmalerei aufgetragen. Die Künstlerin schuf Strukturen, die sie mit einem Taschenmesser auf regelmässig, nacheinander aufgetragene Farbflächen kratze, um dem Bild Dynamik und Spannung zu verleihen. An einigen Stellen wurden die Farbschichten wie bei einem Aquarell etwas transparent aufgetragen, bevor sie wieder abgekratzt wurden. Jede neue Schicht beeinflusste die vorherige Farbschicht. Zwischen den vielen Linien brauchte die Künstlerin aber eine ruhige, klare und «ungestörte» Fläche. Diese Fläche bestimmt zusammen mit dem Farbton die Stimmung des gesamten Bildes. Das Werk entstand im Kontext der Covid-19-Pandemie. Das von Sylvia Oeggerli gewählte Thema spiegelt das Gefühl der Enge und der Isolation wider, das sich während des Lockdowns breitmachte.

Die in Graubünden verwurzelte Künstlerin Sylvia Oeggerli wurde 1939 in St. Gallen geboren, wo sie an der Textil- und Modeschule eine künstlerische Grundausbildung 1956 erhielt. Wenige Jahre später folgten Weiterbildungskurse an der École Guerre-Lavigne in Paris und an der School of Arts and Crafts in London. Aufgrund ihrer Leidenschaft für das Zeichnen, Gravieren und Malen absolvierte sie zwischen 1976 und 1980 eine Ausbildung an der École des Beaux-Arts in Genf. Während dieser Zeit arbeitete sie intensiv im Centre genevois de gravure contemporaine. Sehr früh folgten Einzel- und Gruppenausstellungen in der Schweiz und im Ausland. Ihre Werke (Ölbilder, Aquarelle, Pastelle und Stiche) zeichnen sich durch eine lebhafte Farbigkeit und Themen aus, die hauptsächlich von der Natur und der Landschaft des Engadins inspiriert wurden. Die Entdeckung der Hinterglasmalerei vor etwa vierzig Jahren eröffnete der Künstlerin neue Horizonte, sodass sie in einer Kombination dieser Technik mit derjenigen des Holzschnittes einen sehr persönlichen, nicht figurativen Stil entwickeln konnte.

© Foto: Vitrocentre Romont / Yves Eigenmann PRO LITTERIS !