
Allegorie des Winters
Anna Maria Barbara Abesch (Sursee 1706–1773 Sursee)
1727
Hinterglasbemalung mit Negativeffekt. Die Farben sind in mehreren Schichten sehr dünn aufgetragen.
Glastafel: H 9.2 cm, B 10.2 cm
Vitrocentre Romont, Sammlung R. und F. Ryser, RY 608
In einer nach aussen hin offener Nische sitzt auf einem Lehnsessel ein alter Mann in pelzverbrämtem Wintermantel und wärmt sich die Hände an einem Brasero voll glühender Kohlen. Zur Stärkung liegen Brot, Schinken und Wein bereit. Im Hintergrund geniesst eine ausgelassene Jugend auf Schlitten und Schlittschuhen die Winterfreuden.
Jahreszeitendarstellungen sind in der Hinterglasmalerei des 18. Jahrhunderts überaus beliebt. Sie können entweder als allegorische Personifikationen auftreten oder als saisonal geprägte, typisierte Landschaften gestaltet sein, in denen Menschen eindeutige zeitgebundene landwirtschaftliche Tätigkeiten verrichten. Das kleine Hinterglasgemälde gehört zu einer Folge der hier ausgestellten vier Jahreszeiten. Als Vorlage diente hier die gleichnamige Radierung des Carel Allard (1648–1709), die in Amsterdam 1687/1695 entstanden ist. Die vier Darstellungen sind in ein «steinernes Tondo» gemalt, dessen Rahmen in den Bildecken noch knapp angedeutet wird. Dieses Motiv ist bei Anna Maria Barbara Abesch oft bei rechteckigen Bildern anzutreffen. Die Künstlerin malte diesen Jahreszeitenzyklus im Alter von 21 Jahren. Er gehört zu ihren ersten signierten und datierten Werken. Sie bezeugen ein sehr frühes virtuoses, technisches Können mit einem überaus feinen Pinselstrich. Ihr Schaffen markiert im 18. Jahrhundert den Beginn der Professionalisierung der Künstlerinnen im Bereich der Hinterglasmalerei.