
Die Königssalbung Pippins des Kurzen
Anna Maria Barbara Abesch (Sursee 1706–1773 Sursee)
1747
Hinterglasbemalung mit Negativeffekt. Die Farben sind in mehreren Schichten sehr dünn aufgetragen.
Glastafel: H 46 cm, B 36 cm
Vitrocentre Romont, Sammlung R. und F. Ryser, RY 284
Das Hinterglasbild stellt den Moment dar, in dem Pippin der Jüngere vom Mainzer Erzbischof Bonifatius im Jahr 752 zum König der Franken gekrönt wurde. An der Zeremonie nehmen zwei andere Bischöfe, mehrere Diakone, Soldaten und Pippins Gefolge teil. Die Szene spielt sich in einem imaginären, nach aussen offenen Kirchenraum ab.
Pippin der Jüngere (714–768), genannt auch Pippin III., Pippin der Kurze oder Pippin der Kleine, war ein fränkischer Hausmeier aus dem Geschlecht der Karolinger und König der Franken. Trotz intensiver Recherche konnte die Vorlage, die Anna Maria Barbara Abesch für dieses Hinterglasbild benutze, nicht ausfindig gemacht werden. Es wird sich sehr wahrscheinlich um eine französische Vorlage handeln, die ihr Vater, Johann Peter Abesch (1666–1731), im Elsass bezog, wohin er nachweislich gereist ist. Die Künstlerin erlernte die Hinterglasmalerei in der Werkstatt ihres Vaters und drückte sich ihr Leben lang ausschliesslich in dieser Kunstform aus. Von ihrem grossen Œuvre haben sich über 150 signierte, meist auch datierte Hinterglasgemälde erhalten. Die Forschung hat der Künstlerin anhand von Stilanalysen über 120 weitere Arbeiten zugeschrieben. Weil auffallende Qualitätsunterschiede bei ihrem Werk zu bemerken sind, lässt sich vermuten, sie habe Gesellen beschäftigt und zum Teil auch deren Arbeiten signiert. Wie eng man sich diese Arbeitsteilung vorzustellen hat, bleibt erst zu untersuchen. Sicher nachgewiesen ist, dass ihre Malweise das Schaffen der zeitgleichen und nachfolgenden Hinterglasmaler der Region beeinflusste, wie Johann Crescenz Meyers (1735–1824) und Leo Leodegar Meyers (1717–1792) aus Grosswangen, Cornel Suters des Älteren (1733–1818) und des Jüngeren (1757–1845) sowie Karl Josef Kopps (1741–1805) aus Beromünster, schliesslich Franz Thaddäus Mentelers Vater (1712–1789) und Sohn (1751–1794) in Zug. Anna Maria Barbara Abesch Tätigkeit regte auch Frauen des Luzerner Patriziats zur Hinterglasmalerei an. Bekannt sind vor allem Anna Maria Franziska Pfyffer von Altishofen von Sonnenberg (1688–1757) oder ihre Tochter Maria Anna Pfyffer von Altishofen (1731–?). Ein Gemälde von Maria Anna ist in dieser Sektion auch ausgestellt.