Vitromusée Romont
Fama

Fama

Lancaster (England), Carl Almquist (zugeschrieben), Atelier Shrigley & Hunt, Lancaster, um 1885-1890
Glasgemälde mit Bleiruten; transparentes und gefärbtes Glas, Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb
H 110 cm, B 110 cm
Vitromusée Romont, VMR 395

Dargestellt ist eine geflügelte weibliche Figur, die mit ihrer rechten Hand eine Trompete umfasst und in die sie hineinbläst. Mit der anderen Hand hält sie ein Band mit der Aufschrift «FAMA». Sie ist bekleidet mit einem goldfarbenen Gewand und einem blau-weissen Umhang. Die Flügel sind mehrfarbig. Die Figur befindet sich in einer Landschaft, die aus verschiedenen Pflanzen, Blumen und Bäumen besteht. Im Hintergrund sind Hügel zu erkennen.

Die Aufschrift weist die Figur als Fama, die Personifikation des Ruhms und des Gerüchts, aus. Es handelt sich dabei um eine Figur der römischen Mythologie, die Vergil in seiner Aeneis (XI, 139) beschreibt: Die geflügelte Gestalt ist am ganzen Körper befiedert, mit Zungen, Mäulern sowie Ohren übersät und ruht selbst nachts nicht, um böse Kunde zu verbreiten. Mit dieser Beschreibung konzentriert er sich auf die schlechten Eigenschaften dieser ambivalenten Figur, die jedoch auch Gutes zu tun vermag. Der englische Dichter Geoffrey Chaucer (14. Jh.) schreibt zur Unterscheidung dieser beiden entgegengesetzten Eigenschaften, dass Fama den (positiven) Ruhm aus einer Trompete aus Gold verkünde und das (negative) Gerücht mit einer Trompete aus schwarzem Blech kundtut.
Das Glasgemälde zeigt demzufolge die positive Seite der Fama, die weder furchterregend aussieht noch Schlechtes tut. Der stark abgedunkelte Hintergrund und der kräftige Kontrast zwischen der Figur und ihrer Umgebung sprechen für eine nächtliche Szenerie.

Stilistische Elemente begründen eine Zuschreibung an den in Schweden geborenen Carl Almquist, der praktisch sein ganzes künstlerisches Leben in England verbracht hat. Er war einer der beiden Chefdesigner der englischen Werkstatt Shrigley & Hunt. Einige Details der Fenster der kleinen Kirche Betws Bledrws Church im walisischen Ceredigion (1886–1887) weisen Verwandtschaften mit der Fama auf, so dass an eine ähnliche Datierung zu denken ist. Almquists Glasgemälde dieser Zeit zeugen vom Einfluss der Präraffaeliten um Edward Burne-Jones, auch die englische Arts and Crafts-Bewegung ist spürbar.

© Foto: Vitrocentre Romont / Yves Eigenmann