Vitromusée Romont
Die Heilige Maria Magdalena und die Apostel Peter und Johannes am leeren Grab Christi

Die Heilige Maria Magdalena und die Apostel Peter und Johannes am leeren Grab Christi

Kathedrale von Notre-Dame de Chartres, 1194-1240
Glasgemälde mit Bleiruten; farbloses Glas; rotes, blaues, grünes, ockerfarbenes und gelbes gefärbtes Glas; mit Schwarzlot bemalt.
Durchmesser 78.5 cm (im Licht), 83 cm (mit Rahmen)
Leihgabe des Historischen Museums Basel und des Freiwilligen Museumsvereins Basel

Diese runde Buntglasscheibe zeigt eine Frau und zwei Männer in antiker Kleidung. Auf dem blauen Hintergrund ist links eine aus mehreren Ranken bestehende Pflanze zu sehen und rechts ein leeres, offenes Grab, aus dem ein weisses Leichentuch herausragt. Es handelt sich um den Besuch von Maria Magdalena und den Aposteln Petrus und Johannes am Grab Christi, das sie offen und leer vorfanden. Die entsprechende neutestamentliche Erzählung wird uns im Evangelium des Johannes überliefert (Joh 20,1-10). Die Protagonisten begreifen in diesem Moment die Prophezeiung Christi, der seine Auferstehung drei Tage nach seiner Kreuzigung angekündigt hatte. Die Szene ist in einen ornamentalen Rahmen aus bunten geometrischen Mustern eingebettet.

Dieses Glasfenster, eine Langzeitleihgabe des Historischen Museums Basel, teilt sein Schicksal mit seinem Pendant, das einen Christus in der Glorie darstellt und heute im Historischen Museum Basel aufbewahrt wird (Inv. 1978.222). Beide stammen aus der Kathedrale Notre-Dame de Chartres im Département Eure-et-Loir, etwa 90 Kilometer südöstlich von Paris, wo sie zwischen 1194 und 1240 während der prestigeträchtigen ersten Verglasung der Kathedrale entstanden sein sollen.

Aufgrund von Archivmaterial, das in den 1880er Jahren in Chartres gefunden wurde, weiss man, dass unser Fenster zwischen 1415 und 1416 restauriert wurde: Zu dieser Zeit wurden der Kopf von Maria Magdalena und mehrere Gläser, aus denen der Sarkophag besteht, ausgewechselt, während der Kopf des Johannes zu einem unbestimmten Zeitpunkt durch ein Fragment aus der Zeit um 1200 ersetzt wurde. Da die Scheibe ihre altes Bleinetz beibehalten hat, scheint sie jedoch der grossen Restaurierungskampagne der Kathedrale zwischen 1868 und 1918 entgangen zu sein: Wahrscheinlich wurde das Glasfenster in dieser Zeit in Chartres ersetzt, vielleicht durch einen der vielen Pariser Restauratoren, die damals auf der Baustelle tätig waren. Ebenfalls in dieser Zeit oder zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Tafel von einem Restaurator und/oder Antiquitätenhändler in ihre heutige Medaillonform gebracht.

Nach der Demontage gelangten die beiden Basler Scheiben – ein äusserst seltener Fall für Glasmalereien aus Chartres – auf den Kunstmarkt. Sie wurden 1910 von der Amerikanerin A. M. Vail (1864-1946) bei den Antiquitätenhändlern Bacri Frères in Paris erworben, bevor sie 1947 durch Erbschaft in den Besitz der Basler Familie Sarasin-Dearth gelangte. 1978 wurde der Christus in der Glorie von der Regierung des Kantons Basel-Stadt und der Besuch am leeren Grab vom Freiwilligen Museumsverein Basel gekauft und dem Historischen Museum Basel übergeben.

© Foto: Vitromusée Romont / Yves Eigenmann