Vitromusée Romont
Wiederauferstehung eines Toten

Wiederauferstehung eines Toten

Frankreich, vielleicht ein Atelier in der Region von Soissons oder Braine, 1200-1220
Glasgemälde mit Bleiruten; in der Masse gefärbtes Glas, mit Schwarzlot bemalt. Durchmesser 53 cm
Vitromusée Romont, angekauft mit der Unterstützung der UBS, VMR 184

Dieses Medaillon zeigt vor einem blauen Hintergrund einen jungen Mann, der aus einem offenen Sarkophag steigt. Er ist nackt, bis auf ein purpurfarbenes Tuch, das seine Schultern drapiert. Sein linker Arm ist angewinkelt und zeigt nach oben, auch sein Gesicht und sein Blick sind nach oben gerichtet. Unter dem Sarkophag ist der braune Boden mit einigen Gräsern und Blumen geschmückt. Eine Bordüre aus roten Glasstücken umgibt das Medaillon.

Die intensiven Farben und die feine Drapierung des Leichentuchs sind charakteristisch für den Stil der Hochromanik um 1200. Wahrscheinlich war die Tafel ursprünglich Teil einer Fensterrose, die das Jüngste Gericht darstellte. Die Westfassaden der Kathedralen des 13. Jahrhunderts, insbesondere in Frankreich, nahmen die Darstellung dieser apokalyptischen Szene häufig in ihr ikonografisches Programm auf. Dies gilt zum Beispiel für die Rose der Westfassade der Kathedrale von Chartres aus den Jahren 1200-1210. In der Mitte der Rose ist in der Regel Christus als Richter dargestellt. Der Blick und die Geste des jungen Mannes im Medaillon scheinen darauf hinzudeuten, dass seine Aufmerksamkeit auf die Mitte der Rose gerichtet ist. Er befindet sich somit auf der rechten Seite Christi, die geretteten Seelen vorbehalten ist.

Alle Gläser, aus denen diese Scheibe besteht, stammen aus dem Mittelalter. Beachten Sie jedoch, dass das Glas, aus dem der Kopf des jungen Mannes gefertigt ist, nicht zum Rest der Scheibe passt: Es handelt sich um einen Lückenfüller. Unterschiede in der Farbe des Glases, der Anwendung des Schwarzlots und in der Einbindung des Fragments weisen darauf hin. Bei einer Restaurierung der vielleicht aus Braine stammenden Scheibe wurde der ursprüngliche Kopf, der fehlte oder beschädigt war, durch einen Kopf aus einem Glasfenster von Soissons ersetzt. Die Buntgläser der Stiftskirche von Braine wurden im 19. Jahrhundert nach Soissons gebracht, wo sie wahrscheinlich wieder in die Kathedrale eingebaut wurden. Die Bleifassung hingegen stammt aus dem 19.Jahrhundert.

© Foto: Vitrocentre Romont / Yves Eigenmann