Vitromusée Romont
7.2. Kanne, Tasse, Milchkrüglein

7.2. Kanne, Tasse, Milchkrüglein

Jena, Glaswerk Schott & Gen.
Entwurf: Wilhelm Wagenfeld, 1931, Ausführung bis heute mit leichten Veränderungen
Farbloses Glas
H Kanne 11,7 cm
Vitromusée Romont, VMR VO 166-168

Wie so zahlreiche bekannte Künstler, Kunsthandwerker und Architekten des 20. Jahrhunderts erhielt auch der Industriedesigner Wilhelm Wagenfeld (1900-1990) seine Ausbildung unter anderem am Bauhaus in Weimar. 1931 bis 1934 war er freiberuflicher Gestalter für das Jenaer Glaswerk Schott & Gen. und entwarf in dieser Zeit das Teeservice mit der berühmten Teekanne, das heute in den Designabteilungen zahlreicher Museen ausgestellt ist.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Jenaer Glaswerk Schott & Gen. und dem Bauhaus in Weimar begann bereits in der ersten Hälfte der 1920er Jahre, unter anderem bei der Herstellung von Leuchten. Seit der Mitte der 20er Jahre wurden unter Verwendung des von Schott eingeführten hitzebeständigen Borosilicatglases auch Haushaltsgegenstände entworfen, zuallererst eine Kaffeemaschine. Wilhelm Wagenfeld gestaltete dann zwischen 1931 und 1934 ein umfangreiches Sortiment von Glasobjekten für den Haushalt, von Tellern, Backschalen, Auflaufformen bis zu Eierkochern. Viele davon wurden mit dem Slogan « Direkt vom Feuer auf den Tisch » beworben.

Das Teeservice, aus dem hier die Kanne und zwei Tassen ausgestellt sind, entwarf Wagenfeld 1931. Die Herstellung erfolgte handwerklich. Der Glasbläser fertigte mit Hilfe eines Models zuerst den Gefässkörper der Kanne. Danach setzte er einen Posten heissen Glases auf die Gefässwandung, die zu diesem Zeitpunkt immer noch auf der Glasmacherpfeife sass. Durch das Blasen durch die Pfeife wurde der heisse Posten etwas nach aussen gewölbt, worauf der Glasmacher diesen mit einer Zange langzog – dadurch entstand eine Röhre – und danach die endgültige Form des Ausgusses herstellte. Der massive Griff wurde in einem weiteren Arbeitsschritt auf der Wandung angebracht.

Das Teeservice wurde über längere Zeit nach dem Entwurf von Wagenfeld produziert. 1954 übernahm Heinrich Löffelhardt, ein langjähriger Mitarbeiter Wagenfelds, das Design der Haushaltsgläser der nun in Mainz ansässigen Firma Schott. Das von ihm leicht überarbeitete Teeservice wurde weiterhin in hoher Auflage hergestellt.

© Foto: Vitromusée Romont / Erwin Baumgartner