
Glaspferd
Saint-Prex, Verreries de Saint-Prex, 1939 bis Ende der 1960er-Jahre
Schwarzes Pressglas, matt
H 24,5 cm
Vitromusée Romont, VO 96
Für die von Mai bis Oktober 1939 in Zürich abgehaltene Landesausstellung – die berühmte «Landi» – schufen die Verreries de Saint-Prex ein neues Produkt: Ein sich aufrichtendes Pferd aus schwarzem Glas. Auf ovalem Sockel war es als Buchstütze gedacht. Durch seine Form und Herstellungstechnik, das Pressglas, unterschied es sich von allen vorhergehenden künstlerischen Produkten der Verreries. In Saint-Prex, wo das Objekt bis Ende der 1950er-Jahre hergestellt wurde, ist die Korrespondenz, die seine Entstehung dokumentiert, im Archiv erhalten geblieben. Die Gussform indes konnte im Dorf- und Glasmuseum Wauwil sichergestellt werden. Die dortige Glashütte war 1959 von der Gruppe der Verreries de Saint-Prex aufgekauft worden. In den 1960er-Jahren wurden dort weitere Glaspferde hergestellt, einige davon sogar aus grünem Glas. Das Vitromusée Romont besitzt vier Exemplare.
Die oben erwähnte Korrespondenz mit der «Maison E. Frankauser» aus Paris, dem Fabrikanten der Gussform, ermöglicht es, die verschiedenen Herstellungsstadien der Form nachzuvollziehen. Der Kontakt zu Frankhauser ist vermutlich auf der Pariser Weltausstellung von 1937 entstanden, wo die Glashütte und der Spezialist beide als Aussteller vertreten waren. Zwischen 1938 und 1939 schickte Frankhauser zunächst Wachs- und Gipsmodelle nach Saint-Prex, schliesslich die endgültige, 94 kg schwere Gussform.
Buchstützen aus Glas und Keramik waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beliebt. Die Manufaktur Baccarat bot beispielsweise 1925 ein von Georges Chevalier entworfenes Modell aus gegossenem farblosem Kristallglas an. Paul Ami Bonifas, der ab 1931 als Designer eng mit den Verreries de Saint-Prex zusammenarbeitete, schuf ebenfalls Keramikskulpturen – darunter Segelboote, Spatzen oder Eulen – die paarweise erhältlich waren.
Das seit der Antike verbreitete Motiv des sich aufrichtenden Pferdes war 1930 in Zürich hochaktuell. Der «Manessebrunnen», der im selben Jahr in der Nähe des Kunsthauses errichtet worden war, ist mit einer solchen Figur bestückt. Diese Ikonografie, die auf das aktuelle Kunstgeschehen in Zürich Bezug nahm, stellte somit eine Verbindung zur Landesausstellung in derselben Stadt her.