
7.3. Ellipsoid Prismatic
USA, Harvey K. Littleton, USA, 1981
Glas farblos transparent, rot, gelb, blau, grau
H 23,2 cm
Musée de design et d’arts appliqués contemporains, Lausanne, 102
Während der mehrere Jahrtausende dauernden Geschichte des Glases waren die Produkte der Glasmacher bis weit in das 20. Jahrhundert hinein fast immer mit einer bestimmten Funktion verbunden, vom einfachen Trinkglas für Wirtshäuser bis zur repräsentativen Vase für die Schlossausstattung. Auch als die Produktionsbedingungen durch die Industrialisierung verändert wurden, verblieb die Herstellung qualitativ hochstehender Stücke weitgehend bei Betrieben, die weiterhin den handwerklichen Herstellungsprozess hochhielten.
Zu Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam eine fundamentale Neuerung auf. Neben der Verwendung als Gebrauchsglas wurde Glas nun als Material für funktionslose Kunstwerke entdeckt.
Nach Vorstufen etwa zur Zeit des Jugenstils, die allerdings immer noch mit ‹ brauchbaren › Objekten wie etwa Vasen verbunden waren, setzten die erwähnten neuen Tendenzen sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten vehement in den 1950er Jahren ein. Glasmacher, die sich in ihrer neuen Rolle als Künstler zu verwirklichen begannen, verwendeten für ihre Tätigkeit Infrastrukturen bestehender Glashütten. Parallel begannen auch Künstler, die keine eigenen handwerklichen Erfahrungen im Bereich des Glases hatten, das Material und seine Möglichkeiten zu erkunden und ihre Ideen entweder durch Glasmacher umsetzen zu lassen oder aber sich selbst die Fähigkeiten für Ausführungen anzueignen. Noch während der ganzen 1960er Jahre wurde unglaublich viel experimentiert und an der Lösung technischer Probleme gearbeitet. Als wichtiges Element in dieser Entwicklung sollte sich die Studioglas-Bewegung in den Vereinigten Staaten herausstellen. Initiant dafür war Harvey K. Littleton, der im Zusammenwirken mit dem Glastechniker Dominik Labino 1962 anlässlich eines Workshops im Toledo Museum of Art versuchte, Künstlern das Material Glas als Werkstoff für ihre Arbeit näher zu bringen. Die Bezeichnung Studioglas kommt daher, dass kleine Glasöfen entwickelt wurden, die sich auch in Künstler-Studios aufbauen liessen.
Das hier gezeigte signierte Objekt stammt von Harvey K. Littleton. Es entstand 1981 und wurde mit einer Überfangtechnik in mehreren Schichten aus farblosem und farbigem Glas aufgebaut. Nach dem Erkalten erhielt es durch Schneiden, Schleifen und Polieren seine jetzige Form und Oberflächenstruktur.