
Aryballos (kugeliges Parfumfläschchen)
Wohl Fabrikat aus Rhodos, griechisch-archaisch, spätes 6. Jh. v. Chr.
Dunkelblaues Glas mit gelben und hellblauen Fadeneinlagen
Sandkerntechnik
H 5,9 cm
Antikenmuseum und Sammlung Ludwig Basel, 1970.307
Dieses kugelförmige Parfumfläschchen – Aryballos – wurde höchstwahrscheinlich auf Rhodos hergestellt. Dank seiner Dickwandigkeit ist das Fläschchen sehr robust. Allein kann dieses Gefäss nicht stehen; es konnte jedoch mit einer durch die kleinen seitlichen Henkel geführten Kordel – oder einer feinen Kette – aufgehängt und etwa am Gürtel befestigt werden.
Solche bunten Glasfläschchen finden sich häufig als Beigaben in Gräbern von Frauen, manchmal aber auch von Männern. Ganz allgemein lassen intakt aufgefundene Gläser auf eine Herkunft aus Gräbern schliessen, wo sie weitgehend vor Beschädigungen geschützt blieben.
Den Verstorbenen wurden je nach ihrem Reichtum mehr oder weniger Dinge mit ins Jenseits gegeben. Bestimmte Objekte geben einen Anhaltspunkt für das Geschlecht der Verstorbenen, so gab man Frauen gerne Parfumfläschchen, Schmuck oder Spiegel mit, Männern manchmal Waffen.
Leider gelangen oft nur die wertvollsten Beigaben wie dieser Aryballos ohne Herkunftsangabe aus illegalen Ausgrabungen in den Kunsthandel. Durch das Auseinanderreissen der Fundensembles gehen der Wissenschaft wichtige Angaben für die Datierung der Gräber, aber auch über die soziale Stellung der Verstorbenen und ihren Zugang zu Importwaren verloren.
Die beim ausgestellten Stück verwendete Sandkerntechnik war seit Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. bekannt. Zuerst wird ein Kern aus Lehm, Sand und organischen Material um einen Metallstab modelliert; anschliessend wird der Kern mit dem zähflüssigen Glasfaden eng umwickelt, um die Gefässform herzustellen. In einem oder mehreren weiteren Arbeitsgängen werden über der Grundschicht andersfarbige feine Glasfäden aufgespult. Zieht man diese Fäden an bestimmten Stellen mit einem spitzen Gegenstand auf der wiederum aufgeschmolzenen Oberfläche nach oben, entstehen Feder-, Arkaden- oder Zickzackmuster. Die Sandkerntechnik erfordert wegen des raschen Erstarrens der Glasmasse ein sehr schnelles Arbeiten; deshalb muss das Werkstück regelmässig leicht aufgeschmolzen werden während des Herstellungsprozesses. Zuletzt werden Metallstab und Kernmaterial aus dem fertigen Fläschchen entfernt.
Werkstätten der mediterranen Sandkerngefässe befanden sich auf Rhodos, auf Zypern sowie an der kleinasiatischen und an der syro-palästinensischen Küste. Diese Miniaturamphore könnte auf Rhodos hergestellt sein.