Vitromusée Romont
Unguentarium (Fläschchen für Toilettenessenzen)

Unguentarium (Fläschchen für Toilettenessenzen)

Zypern, römisch, 2.-3. Jh. n. Chr.
Farbloses leicht gelbliches Glas mit goldener Iris
H 16,5 cm
Münzkabinett Winterthur, A 241

Dieses geblasene Unguentarium enthielt ursprünglich Parfum oder eine andere Toilettenessenz. Das Material Glas eignet sich ganz besonders gut für Behälter von flüssigen Substanzen. Auffallend ist die irisierende Oberfläche dieses Glases. Im Gegensatz zu den Produkten von Tiffany im 19. Jahrhundert ist die Iris antiker Gläser nicht gewollt, sondern das Resultat des Zersetzungsprozesses der Oberfläche.

Der intakte Zustand des Fläschchens deutet auf seine Herkunft aus einem Grab; nur in dieser geschützten Situation konnten es unversehrt erhalten bleiben. Unguentarien gehören zu den häufigsten Beigaben in Frauengräbern der römischen Epoche. Wohlriechende Substanzen sollten die Tote auch im Jenseits begleiten.

Wie die anderen Gläser in der rechten Vitrine, so stammt auch dieses Stück aus der illegal ausgegrabenen Sammlung von Luigi Palma di Cesnola (1832-1904), der vorerst ein Berufsmilitär, dann Diplomat sowie Hobby-Archäologe war und ab 1879 erster Direktor des Metropolitan Museum of Art in New York. Diese Gläser wurden 1873 von Friedrich Imhoof-Blumer, dem grossen Schweizer Numismatiker, auf einer Auktion in Paris erstanden und später dem Münzkabinetts Winterthur vermacht.

Wie bei den meisten antiken Objekten der umfangreichen Sammlung von Cesnola, die hauptsächlich ins Metropolitan Museum gelangten, kennen wir weder den genauen Fundort der Stücke noch den Fundzusammenhang. Durch das Auseinanderreissen der Fundensembles gehen der Wissenschaft wichtige Erkenntnisse zum Geschlecht des Toten, zur Datierung der Gräber, aber auch zur sozialen Stellung, zu den Lebensgewohnheiten, zum Zugang zu importierten Waren und zu Jenseitsvorstellungen verloren.

© Foto: Vitromusée Romont / Erwin Baumgartner