
Fläschchen in Form eines Vogels
Zypern, römisch, 1. Jh. n. Chr.
Hell blaugrünes Glas, abblätternde irisierende Korrosionsschicht
Schwanzspitze abgebrochen
H 7,8 cm, L 9,5 cm
Münzkabinett Winterthur, A 229
Dieses geblasene Vogelgefäss war ein Behälter für Toilettenessenzen. Der fast intakte Zustand lässt darauf schliessen, dass es sich um einen Grabfund handeln muss. Vogelfläschchen stammen meist aus Frauengräbern. Leider sind in diesem Fall weder der Fundort noch weitere Beigaben aus demselben Grab bekannt, die Hinweise auf die soziale Stellung der Verstorbenen oder die Zeitstellung geben könnten.
Die Altersbestimmung solcher aus dem Zusammenhang gerissener Gläser beruht auf Parallelen aus datierbaren Fundzusammenhängen. Glasfläschchen in Form von Vögeln treten an verschiedenen Orten im Römischen Reich auf. Ganz ähnliche Vögel wurden im 1. Jahrhundert in der Römerstadt Aventicum (Avenches) produziert.
Wie die anderen Gläser in der rechten Vitrine, so stammt auch dieses Glas aus der illegal ausgegrabenen Sammlung von Luigi Palma di Cesnola (1832-1904), der vorerst ein Berufsmilitär, dann Diplomat sowie Hobby-Archäologe war und ab 1879 erster Direktor des Metropolitan Museums in New York. Diese Gläser wurden 1873 von Friedrich Imhoof-Blumer, dem grossen Schweizer Numismatiker, auf einer Auktion in Paris erstanden und später dem Münzkabinett Winterthur vermacht.
Wie bei den meisten antiken Objekten der umfangreichen Sammlung von Cesnola, die hauptsächlich ins Metropolitan Museum gelangten, kennen wir weder den genauen Fundort der Stücke noch den Fundzusammenhang. Durch das Auseinanderreissen der Fundensembles gehen der Wissenschaft wichtige Erkenntnisse zum Geschlecht des Toten, zur Datierung der Gräber, aber auch zur sozialen Stellung, zu den Lebensgewohnheiten, zum Zugang zu importierten Waren und zu Jenseitsvorstellungen verloren.