
Fussschale
Venedig, erste Hälfte 16. Jh.
Farbloses, blaues und grünes Glas, Gold, Vergoldung berieben
H 14,2 cm
Vitrocentre Romont, VCR RY 2025
Spätestens seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und bis gegen das Ende des 17. Jahrhunderts war Venedig der Ort, wo die damals in ganz Europa und darüber hinaus am höchsten geschätzten Gläser entstanden. Sie wurden auf der Insel Murano in vielen Werkstätten hergestellt. Die Abnehmerschaft reichte vom gehobenen Bürgertum bis zu höchsten kirchlichen und weltlichen Würdenträgern.
Wie unter Fussbecher beschrieben, wurden besonders begehrte Produkte von konkurrierenden Glashütten imitiert, nachempfunden oder dem Geschmack der regionalen Kundschaft angepasst. Solche Gläser werden normalerweise als Façon de Venise bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen diesen und Produkten aus Venedig war allerdings bereits für zeitgenössische Glasmacher und Glashändler schwierig bis unmöglich, auch, weil trotz Verboten venezianische Glasmacher vielfach emigrierten.
Fussschalen sind die am häufigsten überlieferten venezianischen Glasgefässe aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die meisten bestehen aus farblosem Glas, die Schale hat normalerweise zwölf Rippen, der Fuss dagegen oft eine andere Anzahl, hier neunzehn. Häufig ist am Rande des Fusses, auf dem Lippenrand und leicht unterhalb ein blauer horizontaler Faden umgelegt. Viele Exemplare haben direkt unterhalb des Lippenrandes ein horizontales Band aus Blattgold, das allerdings meist – wie auch hier – berieben und kaum mehr sichtbar ist.
Als bisher einzig bekanntes Exemplar hat diese Fussschale zusätzlich zu dem blauen Faden auf dem Lippenrand auch grüne Fäden auf dem Fussrand und auf der Lippe. Dass das Glas in die Sammlung des Vitromusée Romont gelangte, ist einem glücklichen Zufall zu verdanken. Frieder Ryser, aus dessen Besitz die grosse Sammlung von Hinterglasbildern des Vitromusée Romont stammt, erwarb gelegentlich neben den Glasgemälden auch Gläser wie diese Fussschale. Es ist nicht überliefert, ob ihm bewusst war, ob es sich um ein einzigartiges Stücke handelt, wurde es doch zu seinen Lebzeiten nie publiziert.