Vitromusée Romont
Konfektschälchen

Konfektschälchen

Schlesien, 2. Viertel 18. Jh.
Farbloses Glas
H 12,7 cm
Vitromusée Romont, VMR VO 160

Wie beim Exponat "Fussbecher mit Deckel" handelt es sich auch hier um ein Glas, das alles Frühere an Qualität der Ausführung übertrifft. Voraussetzung für diese Entwicklung war, dass Erfahrungen, die im 16. Jahrhundert bei Schliff und Schnitt von Edelsteingefässen – zum Beispiel aus Bergkristall – gemacht wurden, auf die Bearbeitung von Glasgefässen übertragen wurden. Das betrifft vor allem die Möglichkeit, feine Motive mittels Tiefschnitt in Oberflächen einzuarbeiten. Während im 17. Jahrhundert die führenden Glasschneider in Nürnberg arbeiteten, ging um 1700 das Primat an Böhmen und dann an Schlesien über. Zwischen etwa 1725 und 1750 hatte Schlesien die führende Position im künstlerischen Glasschnitt inne.

Das Konfektschälchen entstand wohl wie der Fussbecher mit Deckel im Hirschberger Tal. Die Ausführung zeugt von höchster Meisterschaft sowohl im Bezug auf den Glasschliff als auch auf den Hoch- und Tiefschnitt. Auf der Unterseite des Fusses, am Fussrand und am Schaft finden sich geschliffene und blank polierte Partien. An der im Querschnitt ovalen Kuppa (Kelch) sind an drei Seiten Palmetten in Hochschnitt zu sehen, ebenfalls poliert. Vorwiegend matt belassener Tiefschnitt-Dekor bedeckt die Kuppa weitgehend; an vielen Stellen der glatten Wandung, aber auch auf den Palmettenblättern finden sich sehr kleinteilige Motive, von Laub- und Bandelwerk über Schuppen- und Punktmuster bis zu Miniaturlandschaften. Auf der einen Schmalseite der Kuppa ist ein bisher ungedeutetes Wappen mit Helmzier und den Initialen R H G V D angebracht. Der geschweifte Rand der Kuppa ist beschliffen und poliert; die Form folgt den Palmettenumrissen.

© Foto: Vitromusée Romont / Erwin Baumgartner.