Vitromusée Romont
Pressglas

Pressglas

Vorwiegend Frankreich, 19. Jh.
Glas farblos, blau, grün, rot
Vitromusée Romont

Pressgläser entstehen, indem ein Posten heisses Glas in eine meist mehrteilige Metallform gegeben und mit einem Stempel in diese Form gepresst wird. Davon zu unterscheiden sind Objekte mit zum Teil ähnlichen, aber meist weniger scharf ausgeprägten Dekormotiven, für die an der Glasmacherpfeife aufgenommenes Glas in eine Form (moule) geblasen wird. In französischen Beschreibungen der Techniken wird oft von verre pressé-moulé gesprochen, womit die häufig nicht einfache Unterscheidung der beiden Verfahren elegant umgangen wird. Für die Beurteilung kommt erschwerend dazu, dass Glas auch mit Pressluft in Metallformen eingepresst wurde (Pompe Robinet).

Pressglas ist eine Erfindung aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts. Sie erlaubt es, genau formgleiche Gläser in grosser Anzahl herzustellen und Oberflächen in einer Art und Weise zu dekorieren, wie es mit anderen Techniken nicht oder nur mit grossem Arbeitsaufwand möglich wäre. Als Beispiel dienen hier die drei ausgestellten opak roten Objekte (bitte unten Mehr Informationen anwählen). Die Detailschärfe des Dekors könnte allenfalls ähnlich mit Glasschliff oder Glasschnitt erreicht werden.

Für die Identifizierung und Datierung früher französischer Beispiele von Pressglas gibt es eine unschätzbare Quelle. Es sind zwei Musterbücher von Launay Hautin & Cie. von 1840 und 1841, einer Firma mit Hauptsitz an der Rue de Paradis in Paris. Sie vertrieb Produkte mehrerer Glashütten, vor allem derjenigen von Baccarat und Saint-Louis. Die Gläser sind auf mit grösster Akribie hergestellten Lithographien wiedergegeben, alles unter Einhaltung eines durchgehenden Massstabs für die einzelnen Stücke. Als Beispiel für die Genauigkeit der Zeichnungen hier drei Exemplare und die entsprechenden Abbildungen im Musterbuch von 1840.

© Foto: Vitromusée Romont / Erwin Baumgartner