Vitromusée Romont
Heiligstes Herz Jesu

Heiligstes Herz Jesu

Alexandre Cingria (1879–1945); Atelier Kirsch & Fleckner, Fribourg, 1937
Bleiruten, in der Masse gefärbtes Glas, Cabochons, Spiegelsplitter, Schwarzlot. 201 x 116 cm
Privatsammlung, VMR 376

Dieses Kirchenfenster ist beispielhaft für Alexandre Cingrias Werke im Bereich der Glasmalerei und insbesondere für seinen subtilen Umgang mit Farbe. Er integrierte mit Vorliebe ungewöhnliche Glasformen in seine Kompositionen – hier z.B. Cabochon-Schliffe und Spiegelsplitter. Das Glas ist mit sehr frei aufgetragenem Schwarzlot bemalt, wobei der Künstler eine Methode anwendet, die an seine malerische Praxis mit Ölfarbe erinnert: die Farbe wird mit der Handfläche, einem Tuch, einer Feder oder einer Bürste bearbeitet.

Der in Genf geborene Alexandre Cingria ist Maler, Glasmaler, Bühnenbildner, Mosaikkünstler und Schriftsteller. Als Mitbegründer der Groupe de Saint-Luc setzte er sich massgeblich für die Erneuerung der katholischen sakralen Kunst ein – Christus König und das Heiligste Herz Jesu waren Themen, zu denen er sich besonders hingezogen fühlte. In Romont schuf er die Glasfenster der Kapelle des Internats Saint-Charles (1926–1929) sowie die hohen Fenster im Kirchenschiff der Stiftskirche (1938–1939).

Das hier vorgestellte Werk wurde von Cingria für den Schweizer Pavillon auf der Weltausstellung «Arts et techniques dans la vie moderne» in Paris 1937 angefertigt, einem wichtigen Ereignis, bei dem auch die Werke «Guernica» von Picasso und «La fée électricité» von Raoul Dufy erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Obwohl Alexandre Cingria hauptsächlich mit dem Atelier Chiara in Lausanne zusammenarbeitete, entstand dieses bedeutende Werk in Zusammenarbeit mit dem Freiburger Atelier Kirsch & Fleckner. Dieses Atelier wurde von zwei jungen Deutschen Ende des 19. Jahrhunderts eröffnet und ist berühmt für die Glasfenster von Józef Mehoffer in der Stiftskirche und späteren Kathedrale von Fribourg. Dieses Meisterwerk der Glasmalerei faszinierte den jungen Cingria und war ein Auslöser für seine spätere Karriere als Glasmaler.

© Foto: Vitromusée Romont