Vitromusée Romont
Schwäne auf einem Gewässer im Sonnenuntergang

Schwäne auf einem Gewässer im Sonnenuntergang

Wohl Freiburg i. Ü., Jean-Edouard de Castella (zugeschrieben), um 1905 (wahrscheinlich zwischen 1904–1906)
Glasgemälde mit Bleiruten; Farbloses, blaues, grünes, gelbes und oranges Glas, teilweise doubliertes und Opaleszentglas sowie Gusswalzglas
Im Licht: H 136 cm, B 70 cm; mit Rahmen: H 170 cm, B 103,5 cm
Privatsammlung, VMR 312

Das Glasgemälde entstand im Freiburger Atelier Kirsch & Fleckner. Mit diesem arbeitete ab 1903/1904 der junge Jean-Edouard de Castella (1881–1966) als Subunternehmer zusammen, der vermutlich das unsignierte Glasgemälde mit den Schwänen entwarf. Castellas Nichte, Charlotte de Wolff, erwähnte in einem Briefwechsel von 1990, dass Lucie de Castella, seine Witwe, das Glasgemälde als ein Werk ihres Mannes identifiziert habe.

Castella wurde in Australien geboren, 1887 siedelte seine Familie nach Freiburg über. Seine Ausbildung erfolgte in Freiburg, München und Paris.
1904 führte das Atelier Kirsch & Fleckner den ersten grossen Auftrag für Glasgemälde des davor nur als Maler tätigen Künstlers für die Kirche Heitenried aus. Die Fenster sind im Jugendstil gehalten – und entsprechen damit überhaupt nicht der Darstellungsweise, für die Castella noch heute bekannt ist: Seit den 1930er Jahren charakterisieren eine flächige Gestaltung, stilisierte Figuren und ein expressiver Ausdruck seine Werke. Die Fenster in Heitenried weisen eine auffallende Ähnlichkeit zum hier ausgestellten Glasgemälde auf. Zwischen 1906 und 1910 hielt sich Castella wieder in Australien auf, was den Entstehungszeitraum auf entweder zwischen 1904 bis 1906 oder nach 1910 eingrenzt. Da das Glasgemälde der Formensprache des Jugendstils entspricht, ist die frühere Datierung naheliegender. Dies könnte einem jungen Künstler entsprechen, der sich experimentierfreudig mit unterschiedlicher Glasverarbeitung beschäftigt, die am Schwanen-Glasgemälde beobachtet werden kann: An einigen Stellen sind z.B. Doublierungen vorhanden. Die zwei hintereinander gelegten Scheiben sind gut auf der Rückseite durch das Hervorspringen aus der Fläche zu erkennen und werden für besondere Farbeffekte oder eine Abdunkelung eingesetzt. Die Wellenlinien des Wassers wurden in das Gusswalzglas durch die Form der Walzen «eingedrückt».

Der Schwan war eines der häufigsten Motive des Jugendstils. Seine Eleganz und seine Anmut sowie sein geschwungener Hals entsprachen dem Kunstempfinden dieser Zeit.

© Foto: Vitrocentre Romont / Yves Eigenmann