
Der Kaiser Maximian befiehlt das Martyrium des Sankt Pantaleon
Bleiglas; farbloses Glas; blaues, grünes, gelbes und ockerfarben gefärbtes Glas; mit Schwarzlot bemalt.
H. 61.2 x B. 42.4 cm (im Licht) ; H. 63.5 x B. 44.9 cm (Rahmen)
Privatsammlung, VMR 667
Diese Tafel, und ihr Pendant daneben, stellen zwei Ereignisse aus dem Leben des Heiligen Pantaleon (275 - ca. 304 n. Chr.) dar. Pantaleon war ein Arzt, der seinen Beruf ausübte, ohne dafür Geld zu verlangen. Er stammte aus Nikomedia (heute Izmit in der Türkei) und seine Verehrung fand schon früh eine grosse Verbreitung in Europa, insbesondere in Frankreich.
Das Fenster zeigt den gekrönten römischen Kaiser Maximian (um 250 - 310), der auf einem Thron sitzt und Pantaleon, der mit einem Schwert in der rechten Hand dasteht, ein Zeichen gibt: Er befiehlt sein Martyrium.
Wahrscheinlich gehören diese beiden Scheiben zur alten Kathedrale Notre-Dame de Noyon im Département Oise, etwa 100 km nordöstlich von Paris, die nach einem Brand im Jahr 1131 schnell wieder aufgebaut wurde. Das ehemalige Revestiarium (Sakristei) des Gebäudes beherbergte einen Zyklus aus zwölf Bildscheiben, die auf die Verglasung in den Jahren 1220-1230 zurückgehen und die Geschichte des heiligen Pantaleon erzählen. Neun dieser Buntgläser wurden um 1825 in den beiden Buchten der Achsenkapelle wieder eingebaut, wo sie sich noch heute befinden, während die drei fehlenden Scheiben – darunter die beiden, die heute im Vitromusée Romont aufbewahrt werden – durch modernes Glas ersetzt wurden.
Der Name des Glasmalers oder der Werkstatt, die für diese Scheiben verantwortlich ist, ist leider nicht in den Rechnungsbüchern/Kontobüchern der alten Kathedrale Notre-Dame de Noyon zu finden. Sie könnten entweder auf einen Glasmaler zurückgehen, der auf der Baustelle tätig war, oder auf einen Wanderkünstler, der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Frankreich tätig war. Tatsächlich gibt es in der Kathedrale von Chartres ein weiteres Glasfenster, das die Geschichte des heiligen Pantaleon erzählt (Bucht 11) und das einige narrative und formale Affinitäten zum Zyklus in der alten Kathedrale Notre-Dame de Noyon aufweist. Diese Tafel wird auf 1220-1225 datiert und stammt damit aus der gleichen historischen, kulturellen und künstlerischen Epoche wie das Glasfenster von Noyon.
Diese Glasgemälde sind seit 1943 in der Schweiz dokumentiert: Damals galten sie als Werke aus dem frühen 14. Jahrhundert aus Regensburg und wurden in Zürich beim Antiquitätenhändler E. Meyer zum Verkauf angeboten. Seit 2008 werden sie in einer Privatsammlung in der Schweiz aufbewahrt und seit 2011 an das Vitrocentre Romont ausgeliehen.