
Büste einer Heiligen
Herkunft unbekannt, 12. und 14. Jahrhundert
Glasgemälde mit Bleiruten; farbloses Glas; rot, blau, grün und ockerfarben eingefärbtes Glas; mit Schwarzlot bemalt.
Vitromusée Romont, VMR 35
Diese Glasscheibe zeigt die Büste einer Heiligen mit Heiligenschein, in antikem Gewand, den Kopf mit einem Schleier bedeckt, den linken Arm leicht erhoben, den Zeigefinger nach oben gestreckt. Sie befindet sich in der Mitte eines Rahmens aus farblosen Glasperlen, bei dem die vier Eckzwickel fehlen. Die Identität der Heiligen ist nicht geklärt, obwohl diese Art der hieratischen Darstellung in der Regel der Jungfrau Maria vorbehalten ist. Das mit zahlreichen Ergänzungen und Übermalungen versehene Buntglas wurde vor allem in der zweiten Hälfte des 19. und im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts stark verändert. Das ausdrucksstarke Gesicht der Heiligen ist jedoch repräsentativ für den Stil um 1200, eine europäische Strömung zwischen Romanik und Gotik, die sich durch antike und byzantinische Anklänge auszeichnet.
Die Herkunft dieses Glasfensters ist nicht geklärt. Es wurde dem Vitromusée Romont bei seiner Gründung geschenkt. Eine weder unterzeichnete noch datierte Notiz, die im Dokumentarchiv des Vitromusée Romont aufbewahrt wird, schreibt dem Glasfenster eine französische Herkunft zu. Diese Hypothese konnte jedoch weder bestätigt noch widerlegt werden.
Die Tafel in Romont kann mit der Madonna mit Kind aus Flums (SG) verglichen werden. Die Jungfrau von Flums, die aus der Kapelle St. Jakob in Gräpplang stammt und deren einziges Chorfenster schmückte, ist mit einer Datierung zwischen 1180 und 1200 nicht nur das älteste figürliche Glasfenster der alten Eidgenossenschaft, sondern auch eins der wenigen erhaltenen Exemplaren der romanischen Glasproduktion in der Schweiz. Es ist nicht undenkbar, dass die Jungfrau mit Kind von Flums, die seit ihrer Entdeckung im Jahr 1884 mehrfach in Farbe und Schwarz-Weiss reproduziert wurde, einen Einfluss auf die Restaurierung der heute im Vitromusée Romont aufbewahrten Tafel gehabt haben könnte.