
Fazzoletto Zanfirico
Fulvio Bianconi (1915–1996) / Paolo Venini (1895–1959)
Venini & C., Murano, 1949
Farbloses Glas mit weissem Dekor (abwechselnde vertikale Glasstäbe); geblasen
H 31.5 cm, Dm 34.5
Vitromusée Romont, VMR VO 254
Im 13. Jahrhundert verlagerte Venedig seine schon damals weltberühmte Glasherstellung auf die Insel Murano. Anfang des 20. Jahrhunderts trugen Manufakturen wie Venini & C. dazu bei, dass das venezianische Glas ein Revival erlebte. Das hier präsentierte Fazzoletto (deutsch: Taschentuch) entstand 1948 aus der Zusammenarbeit des Illustrators und Designers Fulvio Bianconi (1915–1996) und Paolo Venini (1895–1959). Als originelle Neuinterpretation der Vase Cartoccio, die der aus dem Tessin stammende Künstler Pietro Chiesa (1876–1959) im Jahr 1932 für die Glasmanufaktur FontanaArte entworfen und die bereits Ende der 1930er-Jahre Seguso Vetri d’Arte inspiriert hatte, wurde das Fazzoletto schnell zu einem der emblematischsten Stücke der Glaskunst des 20. Jahrhunderts. Die Vase gibt es in verschiedenen Grössen, Farben und Dekoren. Das hier gezeigte Fazzoletto wurde in einer besonderen Technik hergestellt, welche nach Antonio Sanquirico, einem venezianischen Kunsthändler des 19. Jahrhunderts, als Zanfirico (vetro a retorti) bezeichnet wird. Es handelt sich um ein in eine Richtung gedrehtes Muster aus abwechselnd farblosen und farbigen Glasstäben, die bei übereinander liegender Anordnung ein Netzmuster erzeugen. Die Form des Objekts wird anschliessend durch eine kreisförmige Bewegung des Glasmeisters in der Technik der sogenannten «fliegenden Hand» vervollständigt. So entstehen die für das Fazzoletto charakteristischen weichgewundenen Falten, welche Licht- und Schattenspiele erzeugen und jedes Stück zu einem Unikat machen.