Vitromusée Romont
Becher

Becher

Zypern, 1. Jh. n. Chr.
Gelbgrünliches sogenannt farbloses durchscheinendes Glas
H 6,8 cm
Münzkabinett Winterthur, A 225

Becher dieser Art waren Trinkgefässe. Der intakte Zustand des zarten Glases weist auf seine Herkunft aus einem Grab, wo es die Zeiten heil überstand. Den Toten wurde oft Essgeschirr ins Grab mitgegeben, ein Gefäss zum Trinken, eines zum Essen, manchmal auch ein Krug oder eine Schüssel. Dieser Becher und das kleine Schälchen in der Vitrine gehören zum im 1. und 2. Jahrhundert verbreiteten Essgeschirr aus Glas. Das fast farblose gelblichweisse Glas deutet auf das östliche Mittelmeergebiet als Produktionsregion.

Wie die anderen Gläser in der rechten Vitrine, so stammt auch dieses Stück aus der illegal ausgegrabenen Sammlung von Luigi Palma di Cesnola (1832–1904), der vorerst ein Berufsmilitär, dann Diplomat sowie Hobby-Archäologe war und ab 1879 erster Direktor des Metropolitan Museum of Art in New York. Diese Gläser wurden 1873 von Friedrich Imhoof-Blumer, dem grossen Schweizer Numismatiker, auf einer Auktion in Paris erstanden und später dem Münzkabinett Winterthur vermacht.

Wie bei den meisten antiken Objekten der umfangreichen Sammlung von Cesnola, die hauptsächlich ins Metropolitan Museum gelangten, kennen wir weder den genauen Fundort der Stücke noch den Fundzusammenhang. Durch das Auseinanderreissen der Fundensembles gehen der Wissenschaft wichtige Erkenntnisse zum Geschlecht des Toten, zur Datierung der Gräber, aber auch zur sozialen Stellung, zu den Lebensgewohnheiten, zum Zugang zu importierten Waren und zu Jenseitsvorstellungen verloren.

Auf Grund dieses Bechers allein kann man z.B. keine Rückschlüsse darüber ziehen, ob der verstorbenen Person nur Glasgeschirr mitgegeben wurde oder auch einheimische oder importierte Tongefässe. Vielleicht befand sich im Grab auch ein wertvolles Objekt aus Metall. Überdies lässt sich von einem solchen Einzelfund auch nicht feststellen, ob er zur Zeit des Ablebens des Verstorbenen neu war oder bereits ein gewisses Alter hatte.

© Foto: Vitromusée Romont / Erwin Baumgartner