
Alabastron (Parfumfläschchen)
Östliches Mittelmeergebiet, hellenistisch, 100-50 v. Chr.
Opakes blaues Glas mit weissen Fadeneinlagen
Sandkerntechnik
H 12,8 cm
Antikenmuseum und Sammlung Ludwig Basel, BS 634
Es handelt sich bei diesem Alabastron – der griechische Name für solche Flakons – um eine beliebte Gefässform für Parfum. Ursprünglich wurde diese Form aus dem namengebenden Alabaster hergestellt.
Dank seiner dicken Wand ist das Fläschchen sehr robust. Allein kann dieses Gefäss nicht stehen; es konnte jedoch mit einer Kordel oder einer feinen Kette aufgehängt und etwa am Gürtel befestigt werden.
Solche bunten Glasfläschchen finden sich häufig als Beigaben in Frauengräbern. Ganz allgemein lassen intakt aufgefundene Gläser auf eine Herkunft aus Gräbern schliessen, wo sie weitgehend vor Beschädigungen geschützt blieben.
Den Verstorbenen wurden je nach ihrem Reichtum mehr oder weniger Dinge mit ins Jenseits gegeben. Bestimmte Objekte geben einen Anhaltspunkt für das Geschlecht der Toten. Parfumfläschchen, Schmuck oder Spiegel, aber auch Spinnwirtel und Spindeln weisen auf Frauen und die von ihnen ausgeübten Tätigkeiten.
Aus illegalen Ausgrabungen gelangen leider oft nur die wertvollsten Grabbeigaben wie dieses Glasfläschchen in den Kunsthandel. Durch das Auseinanderreissen der Fundensembles und ohne Herkunftsangabe gehen der Wissenschaft wichtige Angaben für die Datierung der Gräber, aber auch über die soziale Stellung der Verstorbenen und ihren Zugang zu Importwaren verloren.
Wie die Exponate Aryballos und Miniatur-Amphore, so wurde auch dieses Stück in Sandkerntechnik ausgeführt, die seit Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. bekannt war. Zuerst wird ein Kern aus Lehm, Sand und organischen Material um einen Metallstab modelliert; anschliessend wird der Kern mit dem zähflüssigen Glasfaden eng umwickelt, um die Gefässform herzustellen. In einem oder mehreren weiteren Arbeitsgängen werden über der Grundschicht andersfarbige feine Glasfäden aufgespult. Zieht man diese Fäden an bestimmten Stellen mit einem spitzen Gegenstand auf der wiederum aufgeschmolzenen Oberfläche nach oben, entstehen Feder-, Arkaden- oder Zickzackmuster. Die Sandkerntechnik erfordert wegen des raschen Erstarrens der Glasmasse ein sehr schnelles Arbeiten; deshalb muss das Werkstück regelmässig leicht aufgeschmolzen werden während des Herstellungsprozesses. Zuletzt werden Metallstab und Kernmaterial aus dem fertigen Fläschchen entfernt.
Werkstätten der mediterranen Sandkerngefässe befanden sich auf Rhodos, auf Zypern sowie an der kleinasiatischen und an der syro-palästinensischen Küste. Diese Miniaturamphore könnte auf Rhodos hergestellt sein.