
Miniatur-Amphore
Östliche Mittelmeerregion, griechisch-archaisch, 520-480 v. Chr.
Weisses opakes Glas mit violetten Zickzackbändern
Sandkerntechnik
H 11,2 cm
Antikenmuseum und Sammlung Ludwig Basel, BS 636
Bunte Glasfläschchen dieser Art finden sich häufig als Beigaben in Gräbern von Frauen, manchmal aber auch von Männern. Ganz allgemein lassen intakt aufgefundene Gläser auf eine Herkunft aus Gräbern schliessen, wo sie weitgehend vor Beschädigungen geschützt blieben.
Den Verstorbenen wurden mehr oder weniger Dinge mit ins Jenseits gegeben. Bestimmte Objekte geben einen Anhaltspunkt für das Geschlecht der Verstorbenen, so bekamen Frauen gerne Parfumfläschchen, Schmuck oder Spiegel mit ins Grab, aber auch Gegenstände, die auf weibliche Tätigkeiten wie die Textilherstellung hinweisen (Spinnwirtel, Spindeln).
Leider gelangen oft nur die wertvollsten Beigaben ohne Herkunftsangabe aus illegalen Ausgrabungen in den Kunsthandel. Durch das Auseinanderreissen der Fundensembles gehen der Wissenschaft wichtige Angaben für die Datierung der Gräber, aber auch über die soziale Stellung der Verstorbenen und ihren Zugang zu Importwaren verloren.
Wie Exponat Aryballos wurde auch dieses Stück in Sandkerntechnik ausgeführt, die seit Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. bekannt war. Zuerst wird ein Kern aus Lehm, Sand und organischen Material um einen Metallstab modelliert; anschliessend wird der Kern mit dem zähflüssigen Glasfaden eng umwickelt, um die Gefässform herzustellen. In einem oder mehreren weiteren Arbeitsgängen werden über der Grundschicht andersfarbige feine Glasfäden aufgespult. Zieht man diese Fäden an bestimmten Stellen mit einem spitzen Gegenstand auf der wiederum aufgeschmolzenen Oberfläche nach oben, entstehen Feder-, Arkaden- oder Zickzackmuster. Die Sandkerntechnik erfordert wegen des raschen Erstarrens der Glasmasse ein sehr schnelles Arbeiten; deshalb muss das Werkstück regelmässig leicht aufgeschmolzen werden während des Herstellungsprozesses. Zuletzt werden Metallstab und Kernmaterial aus dem fertigen Fläschchen entfernt.
Werkstätten der mediterranen Sandkerngefässe befanden sich auf Rhodos, auf Zypern sowie an der kleinasiatischen und an der syro-palästinensischen Küste. Diese Miniaturamphore könnte auf Rhodos hergestellt sein.
Weisses opakes Glas ist bei Sandkerngefässen selten. Es wird durch Beimischung von Antimon- oder Arsenoxid bewirkt. Möglicherweise handelt es sich beim weissen opaken Glas um den Versuch, Alabaster nachzuahmen, ein ebenfalls für Parfumfläschchen verwendetes Material. Weisses Glas ist besonders zähflüssig und lässt sich schwieriger bearbeiten als andersfarbige Glasmassen, was zur Unregelmässigkeit der Oberfläche dieses Stücks führte.