
Unguentarium (Flakon für Parfum oder Toilettenessenzen)
Zypern, byzantinisch, 6./7. Jh. n. Chr.
Hellgrünliches durchscheinendes Glas, zum Teil irisiert
H 19,5 cm
Münzkabinett Winterthur, A 250
Dieses Unguentarium stammt aus einem Grab auf Zypern. Es enthielt ursprünglich Parfum. Speziell ist sein diagonal gerippter kugeliger Körper. Dieser Effekt entstand durch Drehen und gleichzeitigem Kontakt mit einem Werkzeug beim Blasen des Gefässes. Der lange Hals war ursprünglich mit einem Zapfen aus organischem Material verschlossen, z.B. aus Wachs.
Die teilweise irisierende Oberfläche stellt den Zersetzungsprozess des Glases und nicht einen gewollten Effekt dar. Oft fällt bei Berührung auch ein Teil der Iris wie Glasflitter ab.
Der intakte Zustand des Fläschchens deutet auf seine Herkunft aus einem Grab; nur in dieser geschützten Situation konnten so feine zerbrechliche Gläser unversehrt viele Jahrhunderte überstehen. Die Fundumstände sind jedoch unbekannt. Gab es weitere Grabbeigaben? Handelte es sich um ein Frauengrab? Oder gehörte die Bestattung zu einer Grabanlage wie sie auf Zypern oftmals in römischer und byzantinischer Zeit anzutreffen sind, in der während längerer Zeit bestattet wurde?
Wie die anderen Gläser in der rechten Vitrine, so stammt auch dieses Stück aus der illegal ausgegrabenen Sammlung von Luigi Palma di Cesnola (1832-1904), der vorerst ein Berufsmilitär, dann Diplomat sowie Hobby-Archäologe war und ab 1879 erster Direktor des Metropolitan Museum of Art in New York. Diese Gläser wurden 1873 von Friedrich Imhoof-Blumer, dem grossen Schweizer Numismatiker, auf einer Auktion in Paris erstanden und später dem Münzkabinett Winterthur vermacht.
Wie bei den meisten antiken Objekten der umfangreichen Sammlung von Cesnola, die hauptsächlich ins Metropolitan Museum gelangten, kennen wir weder den genauen Fundort der Stücke noch den Fundzusammenhang.