Vitromusée Romont
Stengelgläser

Stengelgläser

Venedig oder Façon de Venise, Ende 16. / Anfang 17. Jh.
Farbloses Glas
H 14,6 / 18,6 cm
Privatsammlung

Gläser aus drei Bestandteilen – einem relativ flachen Fuss, einem Schaft und einer Kuppa (Kelch) – werden meist als Kelchgläser bezeichnet. Weil bei den zwei vorliegenden Stücken der Schaft nicht wie häufig bei Kelchgläsern balusterförmig ausgebildet ist, wird hier der Begriff Stengelglas verwendet.

Nachdem in vielen europäischen Ländern im 13. und 14. Jahrhundert Gläser auf hohen Stielen gebräuchlich waren, kamen sie im 15. und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gänzlich aus der Mode. Vermutlich erst ab etwa 1560 wurden wieder Kelch- und Stengelgläser hergestellt.

Nachmittelalterliche Kelchgläser gab es in unzähligen Varianten, am häufigsten mit einem Schaft in Balusterform und einer im unteren Teil gerundeten Kuppa. Die Anzahl der Formvarianten dieser beiden Elemente und die der Verzierungen ist unüberschaubar. Eine generelle typologisch-chronologische Abfolge – zum Beispiel von einfach zu kompliziert mit aufwendigen Dekorationen – ist nicht abzulesen. Die hier gezeigten Gläser sind besonders schlichte und besonders perfekte Exemplare. Nur wer selbst einmal versucht hat, aus den drei Elementen Fuss, Schaft oder Stengel und Kuppa ein harmonisches Ganzes zu entwerfen oder herzustellen, weiss, was es braucht, bis ein überzeugendes Resultat vorliegt. Die zeitlose Eleganz der zwei Gläser macht es schwer, sie zeitlich einzuordnen. Wahrscheinlich sind sie im späten 16. oder frühen 17. Jahrhundert entstanden.

© Foto: Vitromusée Romont / FotoArt, Bernhard Schrofer, Lyss