
Vase
Manufacture Daum, Nancy, um 1909
Glas farblos, blau, grün. Weisse, rosa und gelbe Pulvereinschmelzungen
H 29,0 cm
Musée Ariana, Genf, V 0097
Die meisten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert hergestellten Glasobjekte, die sich durch ihren künstlerischen Anspruch von alltäglichen Gebrauchsgegenständen unterscheiden, werden generalisierend als Art Nouveau- oder Jugenstilgläser bezeichnet. Dabei denkt man zuerst an Werke etwa von Gallé oder Tiffany. Das Spektrum der durch eine grosse Anzahl von Produzenten hergestellten Gläser ist aber unglaublich breit, sowohl, was die Qualität der Gestaltung als auch der Ausführung betrifft. Die Gefässe – oft Vasen – weisen verschiedenste Formen auf, die Dekormotive reichen von Pflanzen und Tieren bis zu geometrischen Mustern, die Techniken etwa von farbig mehrschichtigen Gläsern mit Schliff- und Schnittdekor oder Ätzungen über Emailmalerei, Pulverbeschichtungen, Irisierungen bis zu der von Gallé entwickelten Marqueterie (Einlegearbeit).
Die Vase ist am Fuss in Tiefschnitt mit Daum, dem lothringischen Kreuz und Nancy bezeichnet, zusätzlich mit der Nummer 42.
Die Manufaktur Daum war ein Familienunternehmen. 1878 erwarb Jean Daum eine Glashütte in Nancy. Seine Söhne Auguste und Antonin übernahmen 1887 die Direktion des Unternehmens, das bis zu diesem Zeitpunkt vor allem gläsernes Tafelgeschirr herstellte. Die Daums beteiligten sich – wie auch Emile Gallé – an der Weltausstellung 1889 in Paris; sie waren von Gallés Werken so beeindruckt, dass sie ihre Produktion in der Folge auf Kunstglas umstellten.
Die ausgestellte Vase ist ein eindrückliches Beispiel für die Qualität der Gläser aus der Manufaktur Daum. Sie besteht aus zwei Teilen, dem dunkelblau opaken Fuss und dem mehrfarbigen Vasenkörper. Unten am Vasenkörper ist ein umgelegter Glasposten mehrfach mit der Zange nach oben ausgezogen und auf die Wandung aufgelegt. Der Vasenkörper ist aus verschiedenfarbigem Glas und mit Pulvereinschmelzungen hergestellt. Er ist partiell überfangen – im unteren Teil etwa mit grünem Glas –, geschliffen und geschnitten. Es würde zu weit führen, alle technischen Raffinessen aufzuführen. Stellvertretend sei nur eine hervorgehoben: so wurden die blauen Blüten der Veilchen einzeln geformt, indem man für jedes Blütenblatt einzeln einen kleinen Glasposten aufbrachte, was sich an den Überlappungen und den in jedem Blatt vorhandenen Längsstrukturen leicht ablesen lässt.
Die Datierung ‹ um 1909 › wird vorgeschlagen, weil Daum in der Exposition internationale de l’Est de la France, die 1909 in Nancy stattfand, ein im Aufbau vergleichbares Stück präsentierte.